Ich lese bzw. höre gerade das Buch Geflochtenes Süßgras von Robin Wall Kimmerer und es hat mich tief beeindruckt. Kimmerer ist Botanikerin und Mitglied des Citizen Potawatomi Nation. Sie untersucht in diesem Buch die Verbindung zwischen Natur und Mensch aus der Perspektive indigener Weisheiten und wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Besonders das Kapitel „Die drei Schwestern“ hat mich berührt und inspiriert, und ich möchte meine Gedanken dazu mit euch teilen.

Mehr als nur eine Anbaumethode – es geht um den Wert individueller Stärken

Die drei Schwestern – Mais, Bohnen und Kürbis – zeigen uns, wie wir als Gemeinschaft leben können. Diese Pflanzen werden traditionell von den Irokesen gemeinsam angebaut, weil sie sich gegenseitig auf ganz besondere Weise unterstützen. 

Jede Pflanze bringt einzigartige Eigenschaften ein, die der gesamten Gruppe zugutekommen:

  • Der Mais bietet den Bohnen eine natürliche Stütze zum Klettern.
  • Die Bohnen bereichern den Boden mit Stickstoff, und
  • die Kürbisse schützen den Boden mit ihren Blättern vor Sonneneinstrahlung und Unkraut. 

Dieses System nutzt die individuellen Stärken jeder einzelnen Pflanze, um eine starke, widerstandsfähige und produktive Gemeinschaft zu schaffen.

So liefert diese kooperative Wachstumsgemeinschaft mehr Ertrag als jede Pflanze für sich allein.

Was hat das mit uns Menschen zu tun?

Heutzutage sehe ich oft eine Tendenz, Individualität schlechtzureden und die eigenen Fähigkeiten zugunsten einer regulierten Gleichmacherei zu opfern.

Doch genau wie die drei Schwestern ihre einzigartigen Eigenschaften haben, hat auch jeder Mensch besondere Talente und Fähigkeiten. 

“Arbeitet zusammen und alles wird satt!”

“Nutzt eure Gabe, um füreinander zu sorgen, arbeitet zusammen und alles wird satt“, sagen die drei Schwestern.

Allein ist eine Bohne nur eine Ranke, ein Kürbis nur ein zu groß geratenes Blatt. Nur in der Gemeinschaft mit Mais entsteht daraus ein Ganzes, das über das Individuum hinausweist. (…)

So bleibt die Welt in Bewegung.“ (aus: Geflochtenes Süßgras von Robin Wall Kimmerer.)

Das gilt auch für uns: Wenn wir unsere Talente frei entfalten, entstehen Wohlstand und Fülle für alle.

Erlässt man hingegen Regeln und Vorschriften, wie die Bohne zum Kürbis oder der Mais zur Bohne mutieren sollen, versiegen lebendige Kreativität und freudvoller Tatendrang. 

Oder: Wenn man es zulässt, dass Pflanzen nur unter gleichen Artgenossen in Form von Monokulturen auf den Feldern wachsen, entstehen isolierte Parallelwelten. Fruchtbarer Austausch und gegenseitige Unterstützung werden oft abgelehnt und Anspruchsmentalität und Betreuungsmanagement treten an ihre Stelle.

Jede gibt mehr als sie nimmt

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Drei-Schwestern-Gärten ist der gegenseitige Nutzen. In der Geschichte der drei Schwestern profitiert jede Pflanze von den anderen, ohne die Gemeinschaft zu belasten. 

Diese Zusammenarbeit zeigt, wie verschiedene Stärken und Fähigkeiten miteinander harmonieren können, um ein nachhaltiges und produktives System zu schaffen. 

Keine Pflanze nimmt mehr, als sie gibt. Jede trägt dazu bei, das Gleichgewicht zu wahren und die Gemeinschaft zu stärken. 

Wenn jeder mehr gibt, als er nimmt, entsteht Reichtum für alle. Diese gegenseitige Befruchtung von Talenten führt zu einer florierenden, vielfältigen und widerstandsfähigen Gemeinschaft.

Ich glaube, das sind die Prinzipien und Grundlagen unserer westlichen Kultur mit ihren Werten, die wir heutzutage mehr denn je bewahren und stärken müssen.

Ursprung der Drei Schwestern

Es gibt viele Geschichten über den Ursprung der drei Schwestern.

Eine Geschichte erzählt von einem langen, harten Winter, in dem die Menschen hungerten.

In einer verschneiten Nacht suchten drei schöne Frauen in gelben, grünen und orangefarbenen Kleidern Schutz am Feuer der Menschen. Obwohl wenig Essen vorhanden war, teilten die Menschen großzügig.

Aus Dankbarkeit offenbarten die Frauen, dass sie Mais, Bohne und Kürbis waren, und gaben den Menschen Samen, damit sie nie wieder hungern mussten.

Respektiert einander!

Auszug aus dem Buch Geflochtenes Süßgras – Kapitel Die 3 Schwestern, eine kleine Kostprobe für dich 😊

Zitat: „Im Hochsommer, wenn die Tage lang und hell sind und die Donnerwesen den Boden durchtränken, werden in einem Drei-Schwestern-Garten die Lektionen des Austauschs deutlich sichtbar: Gemeinsam bilden ihre Triebe etwas, was auf mich wirkt, wie eine Schablone für die Welt, eine Landkarte von Gleichgewicht und Harmonie. 

Der Mais erhebt sich in 2½ Metern Höhe. Gewellte grüne Blätter fallen wie lockige Bänder in alle Richtungen auseinander, um die Sonne einzufangen. Nie sitzt ein Blatt direkt über dem anderen, sodass jedes Licht abbekommt, ohne den anderen Schatten zu machen.

Die Bohne windet sich um den Maisstängel, rankt sich zwischen den Maisblättern hindurch, ohne ihnen je in die Quere zu kommen. An den Abschnitten ohne Maisblätter bildet die Bohnenranke Knospen aus und erstreckt sich in lange Blätter und duftende Blüten. Die Bohnenblätter hängen dicht am Maisstängel herab.

Rund um den Fuß von Mais und Bohnen hat sich ein Teppich aus breiten Kürbisblättern gebildet, die das Licht auffangen, das zwischen den Maissäulen nach unten dringt. Ihre flächige Anordnung nutzt das Licht, das Geschenk der Sonne, effizient und ohne Verschwendung.

Die organische Symmetrie der Gestalten greift ineinander. Die Anordnung jedes Blatts, die Harmonie der Formen, transportiert ihre Botschaft: 

Respektiert einander, stützt einander, bringt der Welt euer Geschenk dar und erhaltet die Geschenke der anderen, dann gibt es genug für alle.“ (Zitatende, aus: Geflochtenes Süßgras von Robin Wall Kimmerer)

Die Welt ist reich und voller Möglichkeiten

Die Geschichte der drei Schwestern lehrt uns, dass die Welt reich und voller Möglichkeiten ist, wenn wir unsere individuellen Gaben erkennen und teilen.

Jede und jeder von uns hat etwas Einzigartiges beizutragen. 

Indem wir unsere Talente fördern und mit anderen teilen, können wir eine starke, harmonische und nachhaltige Gemeinschaft aufbauen. 

Welches Geschenk hast du für die Welt?

Ich freue mich auf deine Antworten und Kommentare 😊

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Diesmal habe ich eine geführte Meditation für dich. Sie beginnt bei Minute 11.

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Zum Buch

Ein zentrales Thema im Buch ist die Idee der Natur als Geschenkgeberin.

Kimmerer erklärt, dass indigene Kulturen die Natur als eine Quelle von Geschenken sehen, die mit Dankbarkeit und Respekt behandelt werden sollten.

Sie plädiert für eine Kultur des Gebens und Nehmens, bei der Menschen die natürlichen Ressourcen nicht nur als Mittel zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse betrachten, sondern als kostbare Geschenke, die es zu ehren und zu bewahren gilt.

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