Der Bohr-Effekt: Vielleicht hast du das schon mal erlebt: Du atmest viel, machst große („tiefe„) Atemzüge und hast trotzdem das Gefühl, weniger Sauerstoff zu bekommen? Die paradoxe Wahrheit: Je mehr du atmest – vor allem durch den Mund – desto weniger Sauerstoff erreicht das Gehirn, die Organe und die Muskeln. Das liegt an der Wirkung des Bohr-Effekts.
CO2 – das lebenswichtige Gas
Mundatmung – generell Überatmung – erhöht die Atemfrequenz und das wiederum verringert den CO2-Anteil im Blut. Warum? Je mehr wir EINatmen, desto mehr atmen wir auch AUS.
Und mit dem Ausatmen, verlässt viel zu viel CO2 unseren Körper. Da jedoch in der atmosphärischen Luft nur eine verschwindend geringe Menge an CO2 vorhanden ist, kann der durch Überatmung entstandene CO2-Mangel durch verstärktes Einatmen nicht wettgemacht werden.
Die Folge: Durch „falsche“ Atemmuster verlieren wir das für Atem- und Stoffwechselprozesse enorm wichtige CO2. Denn das CO2, das wir für unser Überleben brauchen, erhalten wir ausschließlich aus der körpereigenen Produktion – durch den Stoffwechsel – und nicht aus der atmosphärischen Luft.
Die Atemluft
Wie ist die Atemluft zusammengesetzt? Die atmosphärische Luft enthält ca.
- 78% Stickstoff,
- 21% Sauerstoff und
- 1% Edelgase, davon nur ca. 0,03% CO2.
Der CO2-Anteil im Blut und in der Lunge beträgt hingegen 6%. Das ist das 200-fache (!!!) dessen, was in der atmosphärischen Luft vorhanden ist. Das bedeutet, dass das von uns benötigte CO2 ausschließlich durch den körpereigenen Stoffwechsel produziert wird.
Da wir also das CO2 nicht aus der atmosphärischen Luft erhalten, sind wir auf das angewiesen, was der Körper selbst produziert. Und da müssen wir gut haushalten, damit es im Körper bleibt.
Atmen wir zu viel, sind wir in der Überatmung, vor allem durch die Mundatmung, Dadurch verlieren wir zu viel dieses wertvollen CO2. So entsteht ein CO2-Mangel im Blut und damit ein Sauerstoffmangel im Körper. Ein Teufelskreis beginnt.
Der Bohr-Effekt
Das alles klingt kontraintuitiv, komplett unlogisch, nicht wahr? Denn wir meinten ja immer, je mehr wir atmen, desto mehr Sauerstoff haben wir zur Verfügung. Doch wie Christian Bohr aufzeigte, ist genau das Gegenteil der Fall.
Was versteht man unter dem Bohr-Effekt?
„Bei sinkendem pH-Wert (Azidose) und steigendem CO2-Partialdruck sinkt die Bindungsaffinität von Hämoglobin und die Sauerstofffreisetzung wird begünstigt.“
Einfach erklärt: CO2 ist ein saures Gas. Wenn ausreichend CO2 vorhanden ist, dann ist der pH-Wert des Blutes ausgeglichen, bzw. wenn der pH-Wert leicht sinkt, entsteht eine leichte Azidose.
Das hat zur Folge, dass die Sauerstoffmoleküle weniger stark an den roten Blutkörperchen haften und dadurch leichter freigesetzt werden können.
Dadurch öffnen sich die Atemwege und die Blutgefäße, und die Sauerstoffmoleküle werden mit Leichtigkeit an die Organe abgegeben. So werden alle Körperorgane bestens mit Sauerstoff versorgt. Du fühlst dich fit, frisch und wach.
Umgekehrt bedeutet ein Zuwenig an CO2 eine Sauerstoffunterversorgung. Denn durch den steigenden pH-Wert im Blut (Alkalose) haften die Sauerstoffmoleküle stärker an den roten Blutkörperchen.
Dadurch werden die O2-Moleküle nicht so leicht freigegeben, und Gehirn und Organe erhalten zu wenig Sauerstoff. Du bemerkst das daran, dass du dich müde, ausgelaugt und unkonzentriert fühlst.
Kommst du zu stark in die sog. respiratorische Alkalose, dann hast du echte Atemnot. Das passiert z.B. bei einem Asthmaanfall oder nach einem Wettkampf (Laufen, Schifahren usw.)
Dieser Zusammenhang wurde 1904 vom dänischen Physiologen Christian Bohr entdeckt, daher der Name Bohr-Effekt. Christian Bohr wurde für seine herausragende Forscherleistung zwar für den Nobelpreis vorgeschlagen, erhielt ihn jedoch nie. Sein Sohn, Niels Bohr – Nobelpreisträger für Physik -, war da „erfolgreicher“ 😉
Ein Loblied auf das edle Gas Kohlenstoffdioxid
CO2 ist nicht nur für die optimale Sauerstoffversorgung wichtig, sondern es erweitert sowohl die Blutgefäße als auch die Atemwege. Es ist daher ein wichtiges Relaxans.
Denn, wenn ausreichend CO2 im Körper vorhanden ist, wird der Körper in einen Entspannungs-Modus versetzt: der Blutdruck sinkt, die Durchblutung verbessert sich, die Extremitäten werden warm usw.
Die richtige Atmung ist einer der wichtigsten Faktoren, um den pH-Wert des Blutes in Balance zu halten und um die Sauerstoffversorgung im Körper zu optimieren.
Der Schlüssel zu guter Sauerstoffversorgung liegt nicht nur in der Sauerstoffaufnahme, sondern vor allem im Gleichgewicht von Sauerstoff und Kohlendioxid (CO2) im Blut.
Denn was hilft dir der viele Sauerstoff, wenn er von den roten Blutkörperchen mangels CO2 nicht freigesetzt werden kann?
Buteyko-Atemtraining
Wie wir sehen, spielt CO2 eine herausragende Rolle für unsere Gesundheit. Denn es hilft, den Sauerstoff von den roten Blutkörperchen zu lösen und an die Organe abzugeben.
Wenn du durch Überatmung zu viel CO2 ausatmest, steigt der pH-Wert deines Blutes (es wird basischer). Dadurch bindet der Sauerstoff zu stark an die roten Blutkörperchen und kommt nicht dort an, wo er gebraucht wird.
Das Ergebnis? Dein Gehirn und deine Organe bekommen weniger Sauerstoff, und du fühlst dich müde und ausgelaugt. Viele Menschen geraten dadurch in einen Teufelskreis: Sie atmen noch mehr, was das Problem nur verschlimmert.
Die richtige Atmung hilft, den pH-Wert zu normalisieren und die Sauerstoffversorgung zu optimieren.
Genau das hat Konstantin Buteyko erkannt und das nach ihm benannte Buteyko-Atemtraining setzt genau da an: durch das (Wieder-)Erlernen der natürlichen und sanften Atmung wird ein Säure-Basen-Gleichgewicht hergestellt. Das hat enorme positive Aus- und Nebenwirkungen, wie z.B.: erholsamer Schlaf, weniger Stress und Anspannung, klarer Fokus uvm.
Kurz gesagt: Die Gesundheit wird unterstützt und das allgemeine Wohlsein gesteigert.
Was wird beim Buteyko-Atemtraining gemacht?
1. Atemmechanik – von der dysfunktionalen zur funktionalen Atmung: von der Mund-Brustatmung mit wirkungsvollen Übungen zur Nase-Zwerchfellatmung.
2. Atemvolumen – von der schnellen Überatmung mit hilfreichen Übungen zur langsamen, reduzierten Atmung (weniger ist mehr).
3. Atemrhythmik (nur beim Erreichen der „Buteyko-Ziele“) – das Erlernen von Atemtechniken, die vor allem das Nervensystem beruhigen.
Übrigens: Die Buteyko-Methode wurde von Lungenfachärzten neben anderen Methoden als hilfreich eingestuft und in die ärztlichen Leitlinien für Asthma in Österreich und Deutschland aufgenommen.
Mehr Informationen zum Buteyko-Atemtraining findest du hier:
👇 👇 👇
* * * * * * * * * * * * * * * * * * *
AtemMomente – Newsletter
In meinem NEWSLETTER AtemMomente – Wege zu Ruhe und Klarheit schreibe ich über…
- die Kunst der Meditation
- die Magie des Atmens
- Spiritualität und Buddhismus
Wenn dich diese und ähnliche Themen interessieren, dann könnte dir mein wöchentlicher Newsletter gefallen.
Jeden Samstag neu.
Hier kannst du dich anmelden:
👇 👇 👇