Mit Achtsamkeit können wir lernen, uns schwierigen Gefühlen zuzuwenden und ihnen mit Freundlichkeit und Mitgefühl zu begegnen. Achtsamkeit beseitigt jedoch keine Schwierigkeiten und Probleme. Dennoch hilft uns die Kraft der Aufmerksamkeit, tiefer zu schauen, besser zu verstehen und Erkenntnisse zu gewinnen. Aber vor allem lernen wir, uns nicht von zerstörerischen Gefühlen überwältigen zu lassen.
Gefühle kommen und gehen
Gefühle erleben wir mit unserem Bewusstsein. Die Natur des Bewusstseins ist unbeständig. Die Definition (lt. buddhistischer Psychologie) von Unbeständigkeit lautet: Augenblicklichkeit. Dies bedeutet Veränderung von Moment zu Moment. Auch wenn es uns manchmal so vorkommt, als würden vor allem die negativen Gefühle nicht vergehen 😉
Veränderungen geschehen jedoch nicht willkürlich oder zufällig. Sie sind abhängig von Ursachen und Umständen, die von innen und außen einwirken.
Emotionen sind subjektive Erfahrungen
Jede Person erlebt Schwierigkeiten und negative Emotionen anders. Wenn mehrere Personen der gleichen Situation begegnen, so unterscheiden sie sich nicht nur darin, wie sie diese Situationen erleben, sondern auch darin, wie sie darauf reagieren.
Kürzlich hörte ich eine Erzählung eines Bekannten. Er war Teil einer kleinen Gruppe, die sich auf der Überfahrt von einer kleinen Insel zurück aufs Festland befand. Plötzlich wurde das Wetter etwas stürmisch und das kleine Boot kam in Turbulenzen. Es schaukelte ziemlich wild auf den Wellen.
Zu Beginn fanden alle Passagiere diese Situation noch aufregend und lustig. Doch bald schon breitete sich Angst und Panik aus. Einige Menschen wurden ganz still und unbeweglich, andere wiederum wurden fuchsteufelswild und begannen herumzuschreien. Sie wussten alles besser als der Kapitän und die Crew.
Wiederum andere zogen sich zurück in die Kajüte, kauerten sich zusammen und hielten sich die Ohren zu. Und es gab auch einige, die cool blieben und versuchten, die in Panik Geratenen emotional zu beruhigen.
Wie würdest du reagieren?
Diese Geschichte zeigt sehr gut, dass es überlebenswichtig sein kann, sich nicht von den eigenen Gefühlen und Emotionen überwältigen zu lassen.
Je mehr Menschen in turbulenten Zeiten klar denken können, desto leichter können Schwierigkeiten gemeistert werden.
Was tun, wenn’s brenzlig wird?
Wir alle kennen das: Gefühle von Angst, Unsicherheit, Ärger usw. beeinträchtigen unsere emotionale Stabilität und geistige Klarheit. Doch was sollen wir tun, wenn eine große negative Emotion wie eine Riesenwelle über uns hereinzubrechen droht?
Dazu liest man in diversen Achtsamkeits- und Meditationsanleitungen häufig folgendes:
Der erste Schritt besteht darin, der negativen Emotion, die gerade auftritt, mit Offenheit zu begegnen und sie nicht wegzuschieben. Wir sollten sie vielmehr anerkennen und uns fragen: “Was erlebe ich in diesem Moment?”
Ich kann dieser Empfehlung zwar zustimmen, doch gilt diese Empfehlung nur für Menschen, die bereits geübt sind und Meditationserfahrung haben. Denn, um in der Lage zu sein, dies zu tun, musst du bereits eine starke Achtsamkeit entwickelt haben. Ansonsten merkst du gar nicht, was da auf dich zukommt und bist hilflos deinen Gefühlen ausgeliefert.
Daher empfehle ich folgendes:
1. Lerne meditieren. Jetzt.
Lerne RICHTIG meditieren. “Richtig meditieren” bedeutet Shamata und Vipassana. Also Konzentrative Meditation (Sanskrit: Śamatha) zur Entfaltung von stabiler Geisteskraft und Achtsamkeit UND Analytische Meditation (Pali: Vipassanā) zur Entfaltung von Einsicht und Weisheit. Beginne mit Shamata.
Bei diesen Meditationen lernst du deinen eigenen Geist kennen. Denn nur, was du kennst, kannst du auch trainieren. Geführte Meditationen bringen dich oft weg von dem, was gerade in deinem Bewusstsein vor sich geht. Sie sind nichts anderes als Gedanken. Doch bei echter Meditation wollen wir die Gedanken loslassen und tiefer blicken. Wir erforschen das, was hinter/unter den Gedanken liegt.
Geführte Meditationen mit Musik sind Entspannungsübungen, keine echten Meditationen. Natürlich können sie uns helfen loszulassen und “auf andere Gedanken” zu kommen 😉 Aber sie sind keine Meditationen im ursprünglichen Sinn, sondern eigentlich „Ablenkungen„.
Ganz egal, wie’s dir gerade geht oder wo du dich befindest. Fange JETZT mit dem Meditieren an und trainiere deinen eigenen Geist.
Natürlich hilft dir die Meditation nicht sofort im Moment des Auftretens von Schwierigkeiten. Denn Meditation ist eine Präventivmaßnahme zum Schutz von Körper und Geist. Genauso, wie du alle möglichen Gesundheitstipps befolgst, BEVOR Krankheiten überhaupt auftreten, so wirkt auch die Meditation erst nach einiger Zeit der Übung.
Und wenn du dann irgendwann in schwierige Lebenssituationen kommst, bist du froh über deine Geisteskraft, die du mithilfe der Meditation entwickelt hast.
Achtsamkeit bringt Freiheit
Bereits nach einigen Wochen Meditationspraxis wirst du Veränderungen bemerken: du wirst ruhiger, gelassener und schläfst besser. Wenn du bereits geübter bist, dann merkst du rechtzeitig, wenn emotionale Gewitterwolken aufziehen. Du kannst sie vielleicht noch nicht transformieren oder ihre Energie positiv nutzen, aber du siehst potentiellen Handlungsspielraum. Dieses völlige Ausgeliefertsein ist durchlässig geworden.
Denn plötzlich gibt’s da eine Zeitspanne zwischen dem Erscheinen der Emotionen, z.B. der Wut am Horizont und dem Überrollt-Werden von Wut. Und diese Zeitspanne ist dein Handlungsraum.
Wow, ich sag’s dir, wenn du das zum ersten Mal erlebst, dann wirst du einfach nur glücklich und dankbar sein! Denn dies bedeutet Freiheit, echte Entscheidungsfreiheit. Langsam und sicher wirst du Chef/Chefin in deinem Königreich von Körper und Geist.
2. Sei freundlich zu dir
Wenn du wieder mal unkontrolliert ausgeflippt, zum beleidigenden Zyniker oder zum ohnmächtigen Opfer geworden bist, dann ärgere dich nicht. Erkenne es, bleib’ cool und trotzdem freundlich zu dir. Und wenn du jemanden verletzt hast, dann entschuldige dich aufrichtig und nimm’ dir vor, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Veränderungen brauchen Zeit und gehen nur schrittweise voran. Doch wenn du meditierst und dranbleibst, dann geht’s schneller und nachhaltiger.
Folgende Übung kann dir helfen, dem Gefühl des Versagens mit Freundlichkeit zu begegnen:
Selbstmitgefühl und Achtsamkeit
Erster Schritt: Nimm’ wahr, dass du Sch…💩 gebaut hast und erkenne: Ich fühle mich als Versager/in. Das fühlt sich unangenehm, wie 💩an. Das ist Achtsamkeit in Aktion: Wahrnehmen, was ist und nicht ignorieren, unterdrücken, wegschauen. Das erfordert Mut.
Zweiter Schritt: Erkenne, dass du nicht alleine bist. Tausende andere Menschen fühlen genau in diesem Moment das gleiche wie du. Auch wenn man in der Situation gerne glaubt, man sei alleine, isoliert und die einzige Person, die versagt, so stimmt das keinesfalls.
Erkenne dies und denke: es ist nur allzu menschlich, dass mir nicht alles sofort gelingt, was ich mir vornehme. Menschsein bedeutet, sterblich, verletzlich und unvollkommen zu sein.
Dritter Schritt: Sprich mit dir selbst so, als würdest du eine gute Freundin trösten. Voller Freundlichkeit und Mitgefühl und ohne den Schmerz zu ignorieren oder dich mit Selbstkritik zu geißeln.
Wenn du möchtest, kannst du dabei die eine Hand auf dein Herz, die andere auf deinen Bauch legen. Du kannst die Hände auch auf die Wangen legen oder dich umarmen. Spüre deinen Körper, sag deinen Namen und sprich sanft und freundlich mit dir.
Audio-Anleitung MEDITATION
Die Meditation beginnt bei Minute 8:44.
Fazit
Achtsamkeit ist DAS Werkzeug, um mit schwierigen Emotionen umzugehen. Sie hilft uns, Gefühle bewusst wahrzunehmen, sie anzunehmen und ihnen mit Freundlichkeit zu begegnen, anstatt von ihnen überwältigt zu werden.
Achtsamkeit kultivierst du mithilfe der Meditation. Veränderungen geschehen nur schrittweise. Mit Ausdauer und Meditationspraxis gewinnen wir langfristig mehr Lebensqualität durch innere Freiheit.
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