Ich werde häufig gefragt: Was ist der Unterschied zwischen Meditation und Achtsamkeit? Meditieren ist eine geistige Tätigkeit, bei der du eine bestimmte Geisteskraft trainierst, z.B. Konzentration bei der Shamata-Meditation. Es gibt aber auch Meditationen, mit denen du dein Mitgefühl oder deine Weisheit stärken kannst. Achtsamkeit ist ein Geistesfaktor, der dir hilft, dich immer wieder in der Gegenwart zu verankern. Achtsamkeit brauchst du bei jeder From der Meditation, denn Achtsamkeit ist DAS Gegenmittel gegen Ablenkung und Zerstreutheit.
Meditieren ist „sich-mit-etwas-vertraut-machen„
Das tibetische Wort für Meditation lautet sgom [sprich: gom]. Das bedeutet wörtlich übersetzt: sich an etwas gewöhnen, sich mit etwas vertraut machen. Und in der Tat hab‘ ich schon öfter von tibetischen Mönchen, die etwas Neues lernen, folgenden Satz gehört: I will meditate on this. 🙂 Was meinen sie damit damit? Lernen und wiederholen. Immer wieder. So machen sie sich mit neuen Dingen vertraut.
Meditieren ist eine Übung, die erst durch die Wiederholung wirkt. Beim Meditieren konzentrierst du dich auf eine bestimmte Sache, z.B. auf den Atem, auf ein Mantra oder auf ein Bild. Ziel ist es, den Geist zu festigen und den Fokus zu schärfen. Wenn du deine Konzentration auf jedes beliebige Objekt lenken und ohne Ablenkung darauf ruhen lassen kannst, dann ist deine Geisteskraft einspitzig und sehr kraftvoll. Das gelingt nur durch Training, durch wiederholtes Üben.
Die Nebenwirkungen dieser Praxis sind innere Stärke, Gelassenheit, ein wacher Geist, ein erholsamer Schlaf und vieles mehr. Die Erfolgsformel lautet: Praxis, tägliche Wiederholung, lernen und wiederholen. Immer wieder.
Meditieren ist eine Tätigkeit
Meditieren ist ein Prozess, der aus vielen Elementen besteht: Du bringst zunächst deinen Körper in eine stabile Position. Denn auch dein Körper unterstützt dein Geistestraining. Körperliche Beschwerden sollen ja nicht deine Meditationsübung stören. Daher suchst du dir eine Körperhaltung, in der du längere Zeit ruhig und stabil sitzen kannst. Das ist vor allem zu Beginn deiner Meditationsreise nicht immer leicht und erfordert Geduld und Ausdauer.
Dann überlegst du dir dein Meditationsziel. Was willst du mithilfe der Meditation erreichen? Sagen wir, du willst deine Konzentration trainieren, um geistige Stabilität und innere Klarheit zu gewinnen. Zu diesem Zweck suchst du dir ein geeignetes Meditationsobjekt, das dir hilft, dieses Ziel zu erreichen. Der Atem ist ein wunderbares Meditationsobjekt. So wird dein Atem zu deinem „Trainingsgerät“.
Schließlich nimmst du dir vor, täglich 5-10 Minuten zu sitzen und den Atem zu beobachten. Das klingt einfach, nicht wahr? Doch bald bemerkst du eine Gedankenflut, die sich kaum stoppen lässt. Vieles ist attraktiver als das Beobachten des Ein- und Ausatmens: Geräusche – wer geht da draußen? Gefühle – warum ist mir so heiß? Gedanken – was soll ich morgen beim Meeting sagen? Schmerzen in den Beinen – soll ich mich bewegen und die Beine ausstrecken oder soll ich den Schmerz aushalten? usw. Das sind nur einige der Hindernisse, die immer wieder während deiner Meditationspraxis auftreten.
Das Geheimnis ist: Dranbleiben, Loslassen und üben, üben, üben. Mit der Zeit verschwinden die Ablenkungen, du kommst in subtilere Bewusstseinsebenen und deine Freude und Geisteskraft nehmen zu.
Achtsamkeit – die wichtigste Stütze der Meditation
Achtsamkeit ist Vergegenwärtigung. Mit deiner Konzentration hältst du das Meditationsobjekt im Geist. Klarheit und Stabilität sind Merkmale der Konzentration. Doch ist die Kraft der Konzentration anfangs sehr schwach. Gedanken und andere Sinneswahrnehmungen lenken dich ab und schwupps, hast du dein Meditationsobjekt vergessen. Dein Geist ist auf und davongaloppiert.
Um deine Konzentration zu stärken, musst du dir unbedingt Unterstützung von anderen Geistesfaktoren holen. Ein wichtiger Geistesfaktor ist die Achtsamkeit. Sie ist deine Erinnerungsfähigkeit. Achtsamkeit ist die Kraft, die das Meditationsobjekt nicht vergisst. Wenn du während der Meditation an deinen letzten Urlaub denkst und dir plötzlich klar wird, dass du ja eigentlich dein Meditationsobjekt beobachten wolltest, dann ist der Moment sich Sich-Erinnerns deine aktive Achtsamkeit oder Vergegenwärtigung.
Du denkst: Ups, was wollte ich eigentlich? Ach ja, ich meditiere gerade und der Atem ist mein Meditationsobjekt. Du lenkst also deine Konzentration wieder auf dein Meditationsobjekt, auf den Atem. Das Gegenteil von Achtsamkeit ist Vergesslichkeit. Je stärker deine Achtsamkeit ist, desto schwächer ist deine Vergesslichkeit.
Achtsamkeit bezieht sich immer auf ein Objekt
Achtsamkeit hat immer einen Bezugspunkt, ein Bezugsobjekt. Wenn du im Rahmen deiner Meditationspraxis deine Achtsamkeit schulst, dann richtet sich deine Achtsamkeit auf die Vergegenwärtigung des Meditationsobjekts. Achtsamkeit wirkt der Ablenkung entgegen.
Worauf du deine Achtsamkeit richtest, entscheidest du. Beim Meditieren ist deine Achtsamkeit auf das Nicht-Vergessen des Meditationsobjektes gerichtet. Wenn du achtsam essen übst, dann erinnerst du dich während des Essens an deine Übung, z.B. an das langsame Kauen, an das Erleben des Geschmacks usw.
Je stärker deine Achtsamkeit ist, desto mehr Präsenz hast du im Alltag. Eine wunderbare Achtsamkeitsübung ist es, sich während des Tages immer wieder mit dem Atem zu verbinden. Wenn z.B. dein Handy klingelt, weil eine Nachricht eingegangen ist, dann könnte dies dein Anker der Achtsamkeit sein: Begib‘ dich 3 Atemzüge lang auf deine Insel der Achtsamkeit.
Ich atme ein und bin mir des Einatmens bewusst. Ich atme aus und bin mir des Ausatmens bewusst. Ein. Aus.
Ich atme ein und lasse meinen Körper ruhig und friedvoll werden. Ich atme aus und lasse alle Anspannungen los. Ein – ruhig und friedvoll. Aus – loslassen.
Ich atme ein und lasse meinen Geist ruhig und friedvoll werden. Ich atme aus und lasse alle Gedanken los. Ein – ruhig und friedvoll. Aus – loslassen.
Wenn du präsent bist, dann nimmst du dich selbst und deine Umgebung bewusst wahr. Du verlierst dich nicht in der Zukunft und trauerst nicht der Vergangenheit nach. Du bist im Hier und Jetzt und erlebst das, was Hier und Jetzt geschieht. Das nennt man das Leben leben 🙂
Meditation und Achtsamkeit sind enge Freunde
Ohne Achtsamkeit machst du keine Fortschritte beim Meditieren. Denn, um deine Meditationsziele zu erreichen, musst du dein Meditationsobjekt klar erkennen und stabil und ohne Ablenkung im Geist halten. Konzentration alleine ist nicht ausreichend. Achtsamkeit ist unerlässlich.
Insofern ist jede Meditation auch eine Achtsamkeitsmeditation, aber nicht jede Achtsamkeitsübung ist auch Meditation.
Vieles klingt sehr theoretisch und wird erst durch die eigene Meditationspraxis klar und verständlich. Worte sind wichtig, denn sie verleihen dem Erlebten Ausdruck. Doch Worte sind nicht das Erleben selbst. Daher: Meditiere, mach‘ es und erlebe die Kraft der Präsenz und der Konzentration aus eigener Erfahrung. Viel Freude beim Üben 🙂
Willst du Fokus, Achtsamkeit und innere Stärke gewinnen?
Dann lerne meditieren 🙂 In unseren Meditationskursen hast du die Möglichkeit Theorie und Praxis der [Shamata-] Meditation zu lernen.
Meditieren ist einfach – wenn man weiß, wie’s geht. Für AnfängerInnen ist es sehr wichtig, klare und kompetente Anleitungen zu erhalten, um richtig zu starten. Für Fortgeschrittene ist es hilfreich, sich hin und wieder rückzuversichern, ob der Pfad noch immer stimmt.
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